Sommerurlaub in Irland
Reiseroute: Donauwörth – Kanal Insel Jersey – Scilly Inselgruppe St. Marie – Kerry – Donegal – Waterford – Le Mont St. Michael - Donauwörth
Distanz: Kilometer
Am Anfang stand wie bei vielen Flugreisen die Diskussion, wo es dieses Mal hin gehen sollte. Im Frühjahr noch gab es den Wunsch nach Afrika auf Safari zu fliegen. Verschiedene gute Gründe sprachen dann dafür, dieses Projekt erst einmal zu vertagen. Wer weiß schon wirklich, wozu es gut war. Als dann die großen Fernziele Tansania und Äthiopien nicht mehr diskutiert wurden, blieb noch Schweden und Irland in der engeren Wahl. Die Freiheit, nichts vorher zu buchen und dann je nach Großwetterlage die vermeintlich schönere Ecke raus zu suchen, ist der große Charme unseres Hobbys. Die Detailplanung wird dann spontan auf der Reise nach aktueller Wetterlage modifiziert. Bisher haben wir mit dieser Art zu Reisen viele schöne Erlebnisse, Überraschungen, tolle Eindrücke und das ein oder andere nette Urlaubsbild mit nach Hause gebracht.
Das grobe Routing wurde mit Donauwörth, Saarbrücken, Jerrsey, Scilly Islands, Kerry Donegal, Belfast, Ilse of Main, Dinard und wieder zurück über Saarbrücken festgelegt. Verschiedene Flugplätze wurden für die Zoll- und Personenkontrollen in die Route aufgenommen. Gerade UK ist mit einigen Sonderregelungen wie z.B. die GAR Pflichten verbunden. Die GAR Regelungen sind Segen und Fluch zu gleich. Ermöglicht eine rechtzeitige (24 Stunden vor Landung) Online Zoll- und Einflugmeldung de facto Landungen auf jeder Flugplatzwiese, so wird mit dem wechselhaften Wetter in UK und Irland einem etwas an flexibler Entscheidungsmöglichkeit genommen. Wenn man sich mit dem System einmal angefreundet hat, ist es sehr komfortabel. Das selbe gilt für die Besonderheiten bei den IFR Regeln in UK. Dass es wie vielfach behauptet wird einfacher ist nach IR in UK zu fliegen, würde ich nicht unterschreiben. Die Regeln erlauben aber deutlich mehr Flexibilität und eigenverantwortliches Instrumentenfliegen als in Deutschland. So ist z.B. IR ohne Flugplan im Luftraum G möglich, dann ist man aber auch selbst für die nötige Hindernisfreiheit, Beachtung von Lufträumen und Staffelung gegenüber anderen Luftfahrzeugen verantwortlich. Tolle Informationen zur Flugdurchführung und Zielflugplätzen bekommt man auf der Homepage von Phillip Tiemann, der die Seite www.fliegen-in-uk.de betreibt.
Am Abflugtag hatten wir wie so oft Wetterglück. Mit schönem VFR Wetter flogen wir nach Jersey mit einem kurzen Stopp zum tanken und Erledigung der Passkontrolle in Saarbrücken. Saarbrücken ist ähnlich wie Augsburg für solche Stopps dauerhaft besetzt und nicht zu groß um unkomplizierte Verfahren für die General Aviation zu haben. Der IFR Flug von Saarbrücken nach Jersey verlief in einem großen Bogen um den verkehrsreichen Luftraum von Paris. Auf Jersey angekommen, sind wir nach einer Betankung mit Jet Fuel zum abstellen auf das Gelände des Aeroclubs gerollt. Beim Aeroclub kann man direkt die geforderte GAR Zollmeldung in ein Terminal eingeben. Jersey ist einer der wenigen Flugplätze, die keine PPR Anfrage vorab erwarten. Auf Jersey nutzten wir unsere Klappfahrräder, um einmal um die Insel am Küstenweg zu radeln. Die 80 km verlaufen überwiegend auf wenig benutzten Sträßchen oder auf Fahrradwegen. Jersey ist durch das milde und feuchte Atlantikklima schön grün und bietet eine gutes Fahrradwegenetz.
Nach zwei Tagen auf Jersey sind wir kurz bevor ein ausgeprägtes Tief die Kanalinseln erreichen konnte zu den Scilly Ilands geflogen. Die Inselgruppe liegt am Südwestende von England gut 100 km im Meer mitten im Atlantik. Hier bin ich seit langem wieder einen ADF Approach geflogen. Zum Glück waren die Wolkenuntergrenzen hoch genug, dass wir zeitig einen sehr schönen Blick auf die Hauptinsel St. Marie bekamen. Im August waren die wenigen Unterkünfte auf der Insel gut gebucht, obwohl die Insel touristisch nicht überlaufen wirkten. Die Inseln bieten eine tolle Landschaft. Allerdings ist die Inselgröße sehr überschaubar, so dass man nach einem Tag eigentlich alles gesehen hat. Für einen planmäßigen Abflug, war mindestens 12 Stunden vorher eine Online GAR Meldung an die Britsche Zollberhörde für den Ausflug und eine GAR Meldung nach Irland zu schicken.
Der Abflug von St. Marie und das Routing nach Irland verlief dann eine gute Stunde über die irische See- Danach folgten wir mit der Flugstrecke die Südküste, die Landschaftlich sehr abwechslungsreich ist. Auf dieser Strecke überflogen wir den kleinen Flugplatz Bantrey und den mit circa 1.000 Meter höchsten Berg Irlands und landeten an diesem Tag am Kerry Airport.
Der Service in Irland lief dann wie am Schnürchen. Das Flugzeug auftanken und abstellen am Vorfeld ging zügig. Danach haben wir unseren Mietwagen für die nächsten 4 Tage übernommen und sind zunächst einmal Richtung Dingle Küstenrundfahrt aufgebrochen. Die erste Nacht in Irland verbrachten wir an einem Campingplatz mit tollem Ausblick auf Weideland und der irischen See. Am nächsten Tag sind wir ein kleines Stück des Ring of Kerry gewandert und kehrten am späten Abend nach einer sehr abwechslungsreichen Küstenwanderung in einem gemütlichen Pup ein. Nach dem Abendessen war in dieser Kneipe sogar Livemusik angekündigt. Allerdings waren wir nach der Wanderung einfach zu müde, um ewig zu bleiben.
Am nächsten Tag sind wir dann den Ring of Kerry mit dem Mietwagen abgefahren, waren in einem netten kleinen irischen Städtchen zu Mittag und haben uns am Abend noch das Schloss Mockenhouse angesehen. Genau das richtige Programm für ein typisch irisches Wetter. Für den Folgetag war der Wetterbericht wieder deutlich freundlicher und wir haben uns eine schöne Rundwanderung direkt neben dem höchsten Berg Irlands ausgesucht. Die Rundwanderung führte zunächst über drei Gipfel, unter anderem führte der Pfad über den Tomi Mountain. Danach ging es über eine bequeme Gradwanderung über zwei weitere Gipfel, die sehr schöne Ausblicke über etliche kleinere und größere Seen der Region boten. Der Rückweg der Runde führte durch ein von Tagesausflüglern sehr bevölkertes und beliebtes Tal, an drei Seen entlang zurück zum Ausgangspunkt der Rundwanderung.
Am nächsten Tag flogen wir bei bestem Wetter auf die Aran Islands. Alle drei Inseln besitzen einen kleinen Flugplatz. Inishmore, die größte Insel, hat eine keltische Festungsanlage, die aus der Luft und am Boden unbedingt aus der Nähe zu betrachten ist. Nach der Landung auf Inishmore sind dann wieder unsere kleinen Birdy Klappfahrräder zum Einsatz gekommen. Auf einer kleinen Insel ohne größere Steigungen sind diese Räder das ideale Fortbewegungsmittel um unabhängig, günstig und vor allem schnell vom Flugplatz weiter zu kommen. Nach einer größeren Besichtigungstour, vorbei am Robbenstrand, durch eine schöne Landschaft, geprägt von vielen kleinen Steinmauern und dazwischen liegenden grünen Wiesen, sind wir am späten Nachmittag nach Donegal weiter geflogen. Donegal wurde von Airliner Piloten zum Flughafen mit dem zweitschönsten Anflug Weltweit gewählt und dementsprechend war der Anflug auf EIDL Genussfliegen pur.
Nach der Landung wurde der Flieger wie immer ordentlich festgebunden und der Ruderlock angebracht, damit der Wind die Ruderscharniere nicht ausschlägt. Danach zogen wir dem Flieger einen "Schlafanzug" in Form einer großen angepassten Haube an. Als am Flugzeug alles erledigt war wurde der Mietwagen am Terminal für die nächsten Tage übernommen und ein richtig gemütliches B&B gebucht. Die Region um Donegal ist ein irischer Geheimtipp von unserem Freund Ralf mit toller Landschaft zum Wandern. Diese Gegend ist bei weitem nicht so touristisch überlaufen wie der Süden der Insel. Von hier konnten wir auch einen schönen Tagesausflug zu Giants Causeway in Nordirland unternehmen. Ein Flug nach Belfast wurde auf Grund der sehr kurzen Flugstrecke und extrem teuren Lande- und Abstellgebühr aus dem Irlandrundflugprogrammm kurzfristig gestrichen.
In der Region Donegal haben wir uns eine Klippenwanderung rausgesucht, die in einer sehr schönen Rundtour am Grat der höchsten Klippen Europas entlang führte. An diesem Tag war das Wetter in der Früh verregnet und die Wolken hingen sehr tief. Irgendwie konnten wir nicht glauben, dass sich das Wetter noch bessern sollte. So zogen wir nach einem ausgiebigen Frühstück mit unserem Mietwagen sehr spät los. Als wir um die Mittagszeit am Ausgangspunkt der Wanderung waren, hatte es tatsächlich aufgehört zu regnen und in den nächsten Stunden hoben sich die Wolken soweit an, dass die Grat-Gipfel gerade so in den Wolken schrammten. Große blaue Wolkenlöcher vergönnten uns schließlich traumhafte Aus- und Weitblicke entlang der höchsten Klippen Europas. Eine weitere typische Irlandwanderung unternahmen wir im Nationalpark. Zunächst auf gut präparierten Wegen an einem See entlang. Allerdings verliefen die restlichen 2/3 der Wanderung immer wegloser. Teilweise versanken wir auf dieser Rundtour durch die irische Landschaft bis über die Knöchel im Morast. Wegzeichen waren auch Fehlanzeige, es ging letztendlich quer durch die irische Morast- und Weidelandschaft. Die Ausblicke waren sehr schön, der Weg eher beschwerlich.
Nach vier sehr schönen Tagen entschieden wir ein Stück Richtung Heimat zu fliegen. Der nächste Stopp sollte der Flugplatz Waterford werden. Hier wollten wir uns einen Mietwagen nehmen und einen Tag die Küste sowie einen der ältesten Leuchttürme von Irland anschauen.
Allerdings gab es nach der IFR Landung und dem Betanken, was zügig und problemlos ging, ein kleines Problem. Es gab keine Mietwagenfirma mehr am Flugplatz und die nächsten Vermieter waren total ausgebucht. Nur durch die Kontakte des Airportchefs von Waterford, der sich für uns einsetzte, erhielten wir einen tollen Mietwagen für einen sehr fairen Preis. Die Region um Waterford war wieder anders als in der Region von Kerry und Donegal, aber nicht minder schön. Wir fuhren wieder entlang der Küste. Dabei nutzten wir auch eine Pendelfähre um über einen kleinen „Fjord“ zu kommen. Beim Fahren durch die Küstenlandschaft fielen wieder die vielen kleinen Steinmauern mit dazwischen liegenden grünen Wiesen und vielen Schafen auf.
Am nächsten Tag zog es uns aber weiter aufs Festland zurück und wir flogen über Südengland Richtung Dinar. Dort erledigten wir die Passkontrolle für den Einflug in den Schengen Raum. Nachdem auch in Dinar jeder Mietwagen vergriffen war, flogen wir kurz entschlossen nochmal 15 Minuten weiter zu einem kleinen Flugplatz mit Blick direkt auf Le Mont Saint Michael. Bevor wir allerdings auf dieser Flugplatzwiese landen konnten, musste erst einmal eine Schafherde vertrieben werden. Allerdings hatten die Schafe kein einsehen, trotz zwei tiefer An-/Überflüge, so wie man es auch in Afrika macht, waren die Schafe ziemlich schnell wieder auf der Landebahn. Der nette Flugplatzchef schickte uns dann kurz ins "Holding" und übernahm das Vertreiben mit seinem Auto am Boden.
An kleinen französischen Plätzen bekommt man ohne großes Zutun schnell Anschluss und so wurden wir völlig unkompliziert zum Weltkulturerbe Le Mont Saint Michael in einem Auto mitgenommen. Man müsse ja sowieso in dieser Richtung fahren. Zuvor hatten wir unser Nachtlager direkt neben dem Flugzeug zwischen einer nun etwas mehr auf Abstand grasenden Schafherde aufgeschlagen. Der Spaziergang auf der kleinen Insel mit Klosteranlage und Besichtigung bei Nacht war ein weiteres Highlight unserer Rundreise. Die Bilder, die dabei einstanden sind, sprechen für sich. Am nächsten Morgen flogen wir dann wieder nach Deutschland zurück. Nachdem in Genderkingen auf Grund der größten Veranstaltung des Jahres am Flugplatz eine Landung erst spät zuließ machten wir zum Pizza essen mit Aussicht auf der Flugplatzterrasse von Würzburg halt. Der Italiener dort ist eine Institution, das Essen super lecker und der Ausblick fantastisch. So gestärkt konnten wir dann gut zurück nach Donauwörth fliegen, die Abendveranstaltung des Air Meet 2017 genießen und zufrieden auf einen gelungen Flugurlaub zurück blicken.