Seit einiger Zeit hatte ich den Wunsch den afrikanischen Kontinent zu bereisen. Ein guter Freund erzählte mir, wie er vor 20 Jahren mit einem VW Bus von Deutschland bis an die Elfenbeinküste gefahren ist. Soviel Zeit haben allerdings die wenigsten Menschen. Ein Blick in die Flugplanungssoftware skyvector.com legt einem sehr schnell klar, dass ein Flug mit einem Vereinsflugzeug nicht in Frage kommt. Ein Flug von EDMQ (Donauwörth-Genderkingen) nach FAOR (Johannesburg) wäre ca. 4.600 nautische Meilen (NM) lang, das sind ca. 8.500 km. Also wurde daraus zunächst ein Flug mit einem Airbus A380 und einer Scheinvalidierung in Südafrika. Das Projekt, selber dort hin zu fliegen, spare ich mir noch eine Weile auf.
Bei der Auswahl eines Vercharteres fiel meine Wahl auf eine Flugschule in Johannesburg, die ca. 15 Flugzeuge in Regenbogenfarben vermieten. Man kann dort letztendlich alles haben, von der günstigen zweisitzigen Cessna 150, viersitzigen Cessna 172 oder 182, verschiedene Modelle von Piper oder sogar eine zweimotorige Albatros für mehrere Personen. Wir entschieden uns für eine gut gewartete Cessna 172 und bereuten die Wahl nicht. Der Ablauf der Flugscheinvalidierung war perfekt organisiert und dauerte gut zwei halbe Tage. Zuerst wurden alle benötigten Papiere mit DHL Kurier von Deutschland zur Flugschule geschickt. Der Papierkrieg mit der südafrikanischen Luftfahrtbehörde war somit vier Wochen vor meiner Ankunft bereits erledigt. Jane, mit der ich bei der Buchung mehrfach per E-Mail Kontakt hatte, holte uns vom internationalen Airport Johannesburg ab. Glen, ein uriger schottischer Fluglehrer, startete gleich nach Ankunft mit der ersten Theorieeinweisung in Luftrecht. Nach einer kleinen Pause gab es für mich eine gründliche Praxiseinweisung in die gute alte Lycoming Technik, was für mich als verwöhntem Thielertflieger Neuland war. Wobei eine Cessna sich immer wie eine Cessna fliegt. Nach der Flugstunde schrieb ich am selben Abend noch den vorgeschriebenen Theorietest. Bei Praxis und Theorie wurde immer wieder auf die veränderte Dichtehhöhe und das VFR-Fliegen in Afrika eingegangen. Dort fliegt man zum großen Teil unkontrolliert und gibt auf der Frequenz 124,800 Mhz Blindmeldungen ab. Wenn jemand in der Nähe ist gibt es von anderen Piloten Antwort. Sonst bleibt es im Funk oft ruhig.
Am nächsten Tag absolvierte ein weiterer Fluglehrer einen Prüfungsflug mit mir. Der erste Teil war ein wunderschöner Rundflug um die City von Johannesburg, über das Fußballstation und über Reste von Goldmienen rund um Johannesburg. Danach wurden Notlandeübungen und spezielle Verfahren beim Anflug auf Buschpisten geprüft. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Basis mit anderen Piloten wurden die Flüge der nächsten Woche gebrieft und ich bekam die Flugzeugschlüssel ca. 24 Stunden nach Ankunft mit einer südafrikanischen Lizenz für VFR-Flüge überreicht.
Der erste Flug ohne Fluglehrer am Nachmittag zur Lodge im Privatpark von Maddikwe war wunderschön. Auf dem ersten Bushstripe, den wir ansteuerten, war eine Herde Gnus auf der Landebahn, die mit einem tiefen Überflug verscheucht wurden. Eigentlich sollte hier ein Ranger auf uns warten, dem wir vor Abflug in Johannesburg unser Ankunftszeit mitgeteilt hatten. Das Gepäck war kaum ausgeladen, da kam ein Anruf, wo wir denn blieben, der Ranger würde am Landplatz auf uns mit einem Geländewagen warten. So ein Mist, weit und breit kein Geländewagen. Ein Blick in das Buch mit den Landeplätzen in Afrika brachte die Erkenntnis, die „richtige“ Buschpiste liegt ca. 15 NM westlicher. Dort gibt es zwei Landeplätze mit der gleichen ICAO Kennung „FAMK“.
Nach der Landung auf der richtigen Buschpiste wurden wir von einem Ranger mit einem offenen Geländewagen zur Lodge gebracht. Auf dem Weg dorthin gab es die erste Elefantenherde zu sehen. Die Lodge war von der Lage traumhaft. Wir konnten uns von den Strapazen der Anreise und der Flugscheinvalidierung gut erholen. Direkt bei der Lodge war ein großes Wasserloch, an dem sich am ersten Nachmittag und Abend drei der fünf „big five“ sehen ließen. Am nächsten Morgen machten wir einen schönen „Gamedrive“ von der Lodge ins umliegende Buschland. Die Privatparks haben auf Grund der guten Organisation der Safarieausfahrten und der Funkverbindung untereinander fast eine „big five“ Garantie. Die Ranger wissen dadurch besser, wo sich die Tiere gerade aufhalten.
Die Art der Fortbewegung mit einem Privatflugzeug in Afrika hat auf Grund der großen Entfernungen im Vergleich zu einem Mietwagen riesige Vorteile. Wir waren jeweils zwei Tage in einer Unterkunft und ließen uns nach dem Vormittagsprogramm (Tierbeobachtungen) vom Ranger mit einem Geländewagen zur Landebahn fahren. So waren wir meist am Nachmittag zeitig genug bei der neuen Unterkunft, um die Nachmittagssafari noch mitzunehmen und das alles ohne Stress und stundenlanges Autofahren.
Am Tag vier in Afrika war dann wieder fliegen angesagt. Ein echtes Problem kann das richtige Fuelmanagement sein. Wo bekommt man wieder Sprit und wie ist der Wind auf den relativ langen Flugstrecken? Eine gute Idee war es, zwei 20 Liter Reservekanister auf die Rücksitzbank zu legen. Somit hatten wir die Möglichkeit bei einer Zwischenlandung ein paar Liter Avgas nachzufüllen, denn auf vielen unbefestigten Pisten gibt es keinen Sprit. Ein Flugzeug mit einer ausreichend großen Reichweite und welches Mogas verträgt, entspannt die Lage zusätzlich. In Afrika sollte man immer neben dem Plan, eine Alternative zwei und drei im Kopf haben.
Nachdem wir vom Bush House Airstripe gestartet waren genossen wir einen wundervollen Panoramaflug über die Waterberge nach Polokwanee. Dort betankte unsere Cessna ein netter Afrikaner. Von Polokwanee hatten wir noch einen sehr entspannten Flug über einige kleinere Nationalparks und sahen aus der Luft viele Giraffen, Zebras, Affen und einiges mehr. Bei der nächsten Landung wurden wir wie VIP Gäste empfangen. Der Eigentümer der privaten Landebahn, ein Orangenfarmer, schob unsere Cessna in seinen Hangar, half beim Kanisterbestanken und zeigte uns danach seine Orangenfabrik in der die frisch geernteten Früchte gewaschen, gewachst, sortiert und verpackt wurden.
Das Programm im Mopane Bush House war ganz anders als in der letzten Lodge. Wir genossen einen netten Abend unter einem riesigen Baobabbaum mit Sonnenuntergangscocktail. Baobabbäume werden zum Teil über 2000 Jahre alt und beeindrucken sehr von der Größe. Am nächsten Tag fuhren wir durch einen kleineren Nationalpark und besichtigten am Nachmittag alte Stein- und Höhlenmalereien.
Am sechsten Afrikatag war dann wieder fliegen angesagt. Der Flug zur Jackelberry Lodge dauerte ca. 3,5 Stunden mit einem Tankzwischenstopp in Tzaneen. Von Tzaneen zur Jackelberry Lodge flogen wir nur noch 45 Minuten Flug entlang der Drakensberge, die sich am Rand des Krüger Nationalparks erheben.
In der Jackelberry Lodge sahen wir nochmal einige wilde Tiere. Unser Ranger Willy und der „Tracker“, ein netter afrikanischer Tierspurenleser, welcher auf der Motorhaube saß machten einen super Job. Löwen, Wasserbüffel, Leoparden, Breit- und Spitzmaulnashörner und Elefanten waren „Pflichtprogramm“ Nachdem ich Willy zu einem Rundflug über „seinen Park“ in der schönen Rainbow Cessna eingeladen hatte, gab es noch mehr Tiere zu sehen. Leider mussten wir nach zwei Nächten den Rückflug nach Brakpan bei Johannesburg antreten.
Am Rückflugtag war das Wetter am Morgen regnerisch und der direkte Weg mit aufliegender Bewölkung in den nahen Drakensbergen versperrt. Nachdem die Flugscheinvalidierung „nur“ für VFR Flüge gilt und auch unsere Cessna nicht wirklich Instrumente für einen IFR Flug verbaut hatte, flogen wir auf „Empfehlung“ von Karl einen großen Bogen um das Gebirge. Karl hat die Flugzeug Vermietung Afrika vor ca. 30 Jahren aufgebaut. Nun führt seine Tochter die Vermietung weiter. Wir werden Karl ganz sicher nicht nur auf der Aero wieder besuchen gehen. Fliegen in Afrika kann süchtig machen.
Nach einer erlebnisreichen „Südafrika“ Flugwoche sind wir mit der „Linie“ nach Tansania geflogen und auf den Kilimanjaro gewandert, ein Kontrastprogramm, wie es größer nicht sein kann.